Wieder zuhause und doch so weit weg!

Sonntag, 18.09.2016

Hallo ihr alle,

ich habe mich lange nicht mehr gemeldet, was daran liegt, dass eine ziemlich ereignissreiche und intensive Zeit hinter mir liegt. Außerdem fällt es mir sehr schwer diesen Blogeintrag zu schreiben, da die Rückkehr für mich nicht einfach war bzw. ist.

Das letzte Mal als ich geschrieben habe war ich noch in Irland und jetzt bin ich seit bald 4 Monaten wieder in Deutschland. Die Zeit vergeht so unglaublich schnell. Aber der Reihe nach. Die letzte Woche in Irland kommt mir jetzt im Nachhinein so unwirklich vor. Man hat sich von allen verabschiedet und langsam angefangen Koffer zu packen. In der Schule habe ich eine Irlandflagge rumgegeben, auf der alle unterschrieben haben. Die letzten drei Tage habe ich dann gefühlt nur geweint. Am Mittwoch war die letzte Chorprobe. Es war unglaublich schwer, da Tschüss zu sagen, weil der Chor so ein großer Teil meines Austauschjahrs war, wie ihr vielleicht aus den vorherigen Einträgen wisst.

Unser Chor

Am Donnerstag war dann letzter Schultag. Es war so komisch sich bei den Lehrern zu bedanken und dann gleich zu verabschieden, sein Zeugniss zu bekommen ein letztes Foto mit allen zu machen und dann zum letzten Mal aus dem Schultor zu laufen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich nie mehr dort Unterricht haben werde oder in der Pause mit meinen Freunden quatschen werde. Tagsüber musste ich mich dann schon von den ersten Mitarbeitern in Powers verabschieden, was auch sehr schwer war, weil sie wie Freunde geworden waren, weil ich so oft da gewesen war. Am selben Abend war unsere Abschiedsparty. Mara, Geraldine und ich hatten unsere engsten Freunde ins Powers eingeladen und wollten Bilder aus dem Jahr zeigen. Mein Gastvater hat sogar zwei Musiker organisiert, die das ganze musikalisch begleitet haben. Wir haben auch Snacks bekommen und die Köchin hat uns mit einer selbstgemachten Brownietorte überrascht. Meine Gasteltern hatten auch die gesamte Verwandschaft eingeladen. Das heißt alle meine Tanten, Onkels und Cousinen waren da. Ich habe so viele Geschenke bekommen. Das schönste war ein Fotobuch von Emily und Maeve mit den schönsten und lustigsten, manchmal auch traurigen Momenten aus den letzten Monaten. Das war so unglaublich süß. Am Ende haben auf jeden Fall fast alle geweint. Sogar meine Gastmutter hat, als ich zu ihr bin um mich nochmals zu bedanken und sie umarmt hab, ein paar Tränen wegwischen müssen und sie ist nunmal gar nicht der Typ, der seine Gefühle so offen vor anderen zeigt! Dann sind wir wie normalerweise samstags weggegangen und haben den Abschluss des Schuljahrs mit unserer Jahrgangsstufe gefeiert. Am Ende musste man sich da natürlich auch von allen verabschieden. Vor allem von unseren engen Freunden war das schwer. Wobei ich am Ende schon sehr müde war und froh war als ich den Tag mit den ganzen Abschieden dann endlich hinter mir hatte.

Der letzte Schultag Der Abschied...

Der Freitag war dann mein letzter Tag. Mein Gastvater musste vormittags noch arbeiten und ich habe angefangen meinen Koffer zu packen. Ich hatte mir gewünscht, dass wir am letzten Tag nochmal nach Roundstone fahren und das haben wir dann am Nachmittag auch nochmal gemacht:) Wir haben uns einfach an Strand gesetzt und das Meer genossen. Die Kids sind auch mal baden gegangen. Ich saß da mit meiner Gastmutter und habe über alles mögliche mit ihr geredet, so als ob wir das schon immer machen würden. Ich habe mich wie eine Tochter in der Familie gefühlt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und ich glaube das kann keiner so richtig nachvollziehen außer er war selber Austauschschüler. Wir sind dann noch essen gegangen und auf einen Spielplatz, wo ich nochmal so richtig mit den Kids toben konnte. Auf dem Rückweg sind wir dann erst bei meiner Tante und ihren drei Mädchen vorbei und dann bei meiner Gastoma. Da habe ich dann wieder das weinen angefangen. Ich bin alleine zu meiner Gastoma und wir standen einfach da Arm in Arm für eine gefühlte Ewigkeit und haben beide geweint. Ich musste mich an dem Abend auch schon von den Kindern verabschieden, weil ich am nächsten Morgen so früh aufbrechen musste. Davor hatte ich am meisten Angst gehabt. Wir haben uns alle zusammen aufs Sofa gesetzt und sie haben mir selbstgebastelte Abschiedsgeschenke gegeben. Meine Gasteltern haben mir zusätzlich noch ein wunderschönes Fototbuch erstellt mit Familienbildern von den zahlreichen Ausflügen die wir gemacht hatten. Ich gab ihnen meine Abschiedsgeschenke und habe mich nachmals bedankt und dann habe ich die Kinder ein letztes Mal ins Bett gebracht und jedem einzeln Gute Nacht gesagt  und sie nochmal lange umarmt. Meine Gasteltern sind dann auch bald ins Bett und ich habe noch weiter gepackt. Ich glaube ich habe in der Nacht nur 2 oder 3 Stunden geschlafen, weil ich erst nicht einschlafen konnte und dann schon wieder sehr früh aufstehen musste...

Und dann war der Abreisetag da. Mein Gastvater ist kurz aufgestanden um mich zu verabschieden, was wieder unschön war. Dann hat meine Gastmutter mich zur Bushaltestelle in Galway gefahren. Kurz bevor der Bus gefahren ist musste ich mich dann auch von ihr verabschieden meiner neuen zweiten Mum. Wir haben uns ganz lange umarmt und dann hat sie gesagt ich sei immer wirklich immer willkommen und dann musste ich in den Bus. Sie hat gewartet bis wir fahren und noch gewinkt:)Die drei Stunden im Bus zum Flughafen habe ich Musik gehört und einfach nur dagessen, einfach fassungslos, dass es jetzt vorbei sein sollte... am Flughafen angekommen, waren wir (die ganzen Austauschschüler aus Irland waren da) auf uns allein gestellt und mussten selbstständig einchecken und hatten deswegen keine Zeit mehr nachzudenken. Als wir dann Im Flugzeug saßen und anfingen loszufliegen war dann alles wieder da. Ich habe wie auf der Hinreise die Abschiedbriefe meiner diesmal irischen Freunde gelesen. Das war natürlich auch wieder hart. All die Lieben Wünsche und Hoffnungen auf ein Wiedersehen zu lesen war echt schön, wobei man trotzdem tief drinnen weiß, dass man ein paar der Leute wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Als wir dann nach 2 Stunden Flug in Frankfurt gelandet waren und unser Gepäck wieder hatten, habe ich versucht mich zu sammeln und mich auf das Wiedersehen mit meiner Familie zu freuen. Ich ging durch die Absperrung und da standen sie. Meine kleinste Schwester war so groß geworden, dass ich sie erst gar nicht erkannte. Und dann war da schon mein Vater und umarmete mich und da fingen die Tränen wieder an. Ich begrüßte alle. Meine Mutter, Bruder, Schwester. Eine Umarmung nach der anderen und es war echt schön sie wiederzusehen, aber auf der anderen Seite auch komisch, weil eigentlich waren sie mir komplett fremd. Ich hatte sie ja immerhin die letzten 9 Monate nicht gesehen. Erstmal gabs dann noch ein kleines Chaos, weil die Mara meine Jacke noch mitgenommen hatte und wir sie dann erst wiederfinden mussten. Aber dann saßen wir endlich im Auto auf dem Weg nach Hause. Ich hatte die Fotobücher im Handgepäck und gab sie herum zum anschauen, aber ich konnte mich nicht wirklich freuen wieder da zu sein. Ich hatte einfach zuviel zurück gelassen.Nach einer langen Autofahrt waren wir dann zuhause angekommen. Ich bin erst Mal durchs ganze Haus und hab alles genau angeschaut. Mein Gastvater hat kurz angerufen um zu fragen ob ich gut angekommen bin und dann haben wir zusammen gegessen und ich bin dann relativ früh in mein Zimmer um alleine zu sein und bin dannn auch bald ins Bett.

Abreisetag:/

Am nächsten Tag hat meine Familie ein kleine Welcome-back Party organisiert gehabt. Meine Großeltern, Nachbarn, Bekannte und ein paar meiner Freunde sind vorbeigekommen. Wir haben hauptsächlich geredet. Es gab Snacks und Cocktails zur Verpflegung. Ich habe meine Fotobücher herum gezeigt und ein bisschen erzählt was alles passiert ist. Ich habe auch erfahren, was sonst so in dem Jahr hier in Deutschland passiert ist. Wir haben einfach versucht die Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben wettzumachen, was natürlich nicht geht, aber wir haben viel gequatscht.

Am nächsten Tag fing gleich die Schule wieder an. Ich kam sofort in eine neue Klasse und hatte neue Lehrer und war mitten im Schuljahr einfach da reingeworfen worden. Ich kannte zwar schon ein paar Namen und Gesichter aus der Klasse, trotzdem war es eine krasse Umstellung. Ich saß immer ganz hinten, weil kein Platz mehr sonst frei war und es war sehr schwer Anschluss zu finden. Ich war wieder einmal die Neue. Auch in den Pausen wusste ich meist nicht wohin ich gehen sollte. Ich wollte Kontakte knüpfen, aber irgendwie hat keiner so richtig mit mir geredet. Ich hab mich zu ihnen gesetzt, war aber trotzdem irgendwie nicht so richtig willkommen. Auch zu meiner alten Klasse zu gehen war komisch. Manche ignorierten mich einfach oder bemerkten erst nach ein/zwei Wochen, dass ich wieder da war. Ich glaube die waren auch alle sehr überfordert mit der Situation. Mit fast allen Freunden war es anders als davor. Klar, ich hab mich verändert und sie auch, aber ich hatte immer irgendwie mehr erwartet. Wir redeten nur noch Smalltalk. Kaum noch über wichtiges. Und das ist irgendwie keine richtig gute Freundschaft mehr. Schule war also gar nicht toll und ich fühlte mich total einsam. Und so ging es den ganzen Juni und Juli.

Während dieser Zeit war das einzige was mir Spaß gemacht hat das Theater, bei dem ich wie jeden Sommer wieder mitgemacht habe. Dort fühlte ich mich wohl, hatte Spaß und konnte mich auspowern. Ich glaube ohne das wäre diese Zeit sehr viel schlimmer gewesen! Eine andere Sache die mir sehr geholfen hat waren, ein/zwei Freunde mit denen ich immer noch gut klar kam. Sie waren zwar auch oft beschäftigt und wir haben uns eigentlich nicht getroffen, aber ich konnte ihnen vorheulen wie sehr ich Irland vermisse und sie haben mir stundenlang zugehört. Sie können es zwar nicht nachvollziehen, aber es war trotzdem eine sehr große Hilfe. Danke auch an dieser Stelle an diese Person(en). Ihr wisst hoffentlich, dass ihr gemeint seid. Ende Juli haben mich dann auch Mara und Flora mal besucht. (Das waren zwei andere Austauschschülerinnen von denen ich bestimmt schonmal geschrieben habe.) Auch mein so ziemlich bester Freund ist mal ein Wochenende zu Besuch gekommen. Das war auch sehr schön, da wir uns eh nicht oft sehen, weil wir so weit auseinander wohnen und wir jetzt nicht grade viel Kontakt haben.

Anfang August haben dann endlich die Ferien angefangen, was eine große Erleichterung war, weil zum einen die Schule endlich weg war und ich viel vorhatte. Die ersten zwei Wochen habe ich noch Theater gespielt und habe einmal an einem freien Tag mit einem Freund das Grab des Jungen besucht, der im November gestorben war. Das war auch nochmal ein sehr wichtiger und schwerer Schritt für mich. Als dann das Theater fertig war, hieß es für mich gleich Koffer packen und weg. Und jetzt ratet mal wohin??? Genau! ZURÜCK NACH IRLAND! Ich hatte den Flug irgendwann im Juni gebucht, weil ich nicht abwarten konnte zurück zu gehen. Außerdem hatte meine Gastmutter das Baby bekommen (es ist ein Junge!) und das wollte ich unbedingt sehen. Im ersten Moment war es ein echt ungewohnt wieder da zu sein, immerhin war ich zweieinhalb Monate weg gewesen, aber schon nach einem Tag war alles wie immer! Wir sind für ein paar Tage weggefahren und wir hatten eine super Zeit mit der ganzen Familie. Die restliche Zeit habe ich genuzt um alle meine Freunde zu besuchen und wiederzusehen. Es war unbeschreiblich schön wieder da zu sein. Ich war die ganze Zeit unterwegs um irgendjemanden zu treffen und dann war die Zeit nach 10 Tagen auch wieder ganz schnell vorbei. Der Abschied war diesesmal eigentlcih noch blöder, weil ich nicht weiß wann ich zurückkommen kann. Ich bin also wieder zurück geflogen. Zuhause angekommen hatte ich gar nicht viel Zeit über irgendwas nachzudenken, weil ich hatte nur einen Tag zum umpacken und dann ging es weiter nach Spanien auf Abifahrt mit meiner alten Klasse. Und ihr könnt euch bestimmt denken, was wir da alles gemacht haben. Tagsüber waren wir meisten am Strand, weil das Wetter so gut war. Ich bin auch mal tauchen gegangen und war einen Nachmittag lang auf einem Katamaran. Das war echt cool! Nach einer Woche ging es auch von da wieder heim und es war noch eine Woche Ferien übrig. Und da habe ich noch an der NBT (Nachbereitungstagung) teilgenommen. Das ist wie die VBT gewesen nur eben nach dem Jahr. Wir hatten verschiedene AGs, in denen wir übers zurückkommen und wieder einleben gesprochen haben. Wir haben auch mal alle Höhen und Tiefen in unserem Auslandsjahr aufgezeichnet und darüber gesprochen. Das war eine echt intensive Zeit und all die Gefühle sind wieder hochgekommen. Mit den anderen Austauschschülern kann man viel leichter über alles reden, weil die nachvollziehen können wie du dich fühlst. Auch die Betreuer sind alles ehemalige Austauschschüler. Ich habe mir fest vorgenommen ab jetzt auch bei YFU mitzumachen und genau solche Tagungen zu betreuen und anderen Austauschschülern auf ihrem Abenteuer zu unterstützen.

Jetzt habe ich seit knapp über einer Woche wieder Schule. Ich bin jetzt in der 11. Klasse und es ist eine große Umstellung. Man muss sich viel selbst erarbeiten und es wird vorraussichtlich ziemlich stressig mit den ganzen Klausuren. Ich muss jetzt erstmal schaun, dass ich wieder in den Stoff reinkomme, weil das ist auch nicht so einfach nach einem Jahr Auszeit. Ausßerdem bemühe ich mich Anschluss zu finden, was mir immer noch sehr schwer fällt, da ich immer noch nicht richtig angekommen bin und meine Gefühle noch drunter und drüber gehen.

Wie ein Freund mal so schön gesagt hat: Ich hätte extremes Fernweh. Und das stimmt! Man hat dauernd Stimmungsschwankungen. An manchen Tagen bin ich total happy, weil ich mich gut mit jemand aus meiner neuen Klasse unterhalten habe oder mal wieder mit meiner Gastfamilie telefoniert habe. An anderen Tagen könnte ich mich einfach nur in mein Zimmer sperren und stundenlang heulen. Man ist wütend, verzweifelt und traurig meistens ganz ohne Grund. Und daran denkt nie jemand. Alle sagen immer das Auslandsjahr wäre schwer und das große Abenteuer und vergessen dabei völlig das zurück kommen und sich wieder einleben. Manchen fällt es schwerer und manchen einfacher. Mir persönlich fällt es sehr schwer.

So das wars dann wohl. Mein Abenteuer nähert sich dem Ende und es wird wohl nichts mehr zu berichten geben. Danke fürs regelmäßige Lesen. Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen um zu wissen ob euch meine Texte gefallen haben. Und wer weiß vielleicht schreib ich irgendwann nochmal was neues hier. Ich habe schon viele Pläne für zukünftige Reisen und kann es kaum erwarten wieder aufzubrechen und mehr von der Welt zu sehen! Auf Wiedersehen

Eure Katharina